Antonio Vivaldi: Die vier Jahreszeiten
In Vivaldis Zyklus, bestehend aus vier Konzerten, kommt die große Bedeutung, die die beschreibende Instrumental- und Vokalmusik im 18. Jahrhundert hatte, zum Tragen.
In diesem Werk, das 1725 erstmals gedruckt erschien, wird die traditionelle Tonmalerei zum tragenden Charakteristikum: es sind die Naturphänomene, wie Gewitter, Sturm und Regen, die mit der Musik nachgezeichnet werden sollen.
Das Rauschen der Blätter, das Strömen des Wassers oder die Tiere sind die Akteure der Komposition. Es sind keine Handlungen, die musikalisch beschrieben werden, sondern Empfindungen.
Im ersten Teil ("Der Frühling" / "La Primaver" - Allegro / Largo e pianissimo sempre / Allegro; E-Dur) erahnt der Hörer den nahenden Frühling. Ein Violinen-Solo gibt das Vogelgezwitscher, die Streicher die murmelnden Quellen wider.
Lähmende Hitze ist das Leitmotiv in "Der Sommer" / "L'Estate" (Allegro non molto / Adagio / Presto; G-Moll). Die Stimmungen wechseln kaleidoskopartig. Tauben, Finken und ein Kuckuck sind zu hören. Der Hirte klagt über drohendes Unheil durch herannahende Unwetter. Der zweite Teil von Vivaldis "Vier Jahreszeiten" ist eine der frühesten Unwetterkompositionen.
"Der Herbst" / "L'Autunno" (Allegro / Adagio / Allegro; F-Dur) setzt mit einem derbem Entedankfest ein, bei dem die Wirkungen des Alkohols bei den Feiernden hörbar werden. Einer verklärten Traumszene folgt ein energisches Jagdfinale.
"Der Winter" / "L'Inverno" (Allegro non molto / Largo / Allegro; f-moll) beginnt mit eisigen Winden, die Zähne klappern durch die Eiseskälte. Nach einer friedlichen Szene am häuslichen Kamin, komponiert Vivaldi mit eindringlicher Lautmalung die Freuden und Leiden der Menschen beim Eislaufen.
Alle vier Konzerte sind in 3-sätziger Konzertform und im Ritornell-Prinzip verfasst. Die Sonette, die als Zwischentitel etwas aus der Form fallen, wurden erst später an die jeweils 10-minütigen Teile der Komposition für Violine, Streicher und Basso Continuo angefügt.